Geschichte erhalten, pflegen und ordnen im Gemeindemuseum (26.3.08)

Rubrik:

Gemeinde- und Forstmuseum

Herausgeber:

Gemeindemuseum

Ort:

Gemeindemuseum

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Vor dem Start in die neue Saison und vor dem Museumstag gibt es allerlei zu tun – ein Besuch beim Großreinemachen
 
Das Hier und Jetzt, das Heute mit seinem oft rastlosen Hetzen zum nächsten Termin muss draußen bleiben – hier, wenn sich das Tor hinter einem geschlossen hat, sind Zeit und Raum vergessen, steht das Rad der Geschichte, zuvor noch schnell viele Jahre zurückgedreht, still wie fest zementiert. Das Gemeinde- und Forstmuseum ist zweifelsohne ein Schmuckstück, ein Juwel, welches beileibe nicht nur zum Museumstag den Besuchern offen steht. Und auch jetzt, gerade zum Saisonbeginn, ist es mit der Ruhe und Beschaulichkeit vorbei, denn die „Jungs“ rund um Museumsleiter Klaus Mischkewitz sind voller Tatendrang – und den braucht's auch angesichts dessen, was im Museum schnellstmöglich verändert werden soll. Jedenfalls erstrahlt die Katscher Heimatstube bereits wieder in vollem Glanze, Klaus Brake, Hermann Munk und Joachim Leonhardt sind ebenso mit ihrer Arbeit zufrieden wie Wolfgang Zipf, Rolf Weber und Jobst Wühler.
 
„Wir haben“, sagt Klaus Mischkewitz und deutet auf die Außenwand des ehemaligen Stalls im Innenhof, „die Reben geschnitten und das Moos zwischen den Pflastersteinen herausgezupft, eine Heidenarbeit ist das“, weswegen ihm ein Szenario vorschwebt, wie es früher überall auf den Höfen war – mit Hühnern und Gänsen, die das unerwünschte Grün mit ihren Schnäbeln gierig herausrupfen. Denn dieses Moos, weiß Mischkewitz, kann, sollte es regnen, gemeinsam mit den Pflastersteinen wie eine gigantische, rutschige Schmierseife wirken. Dennoch: zum Museumstag am 1. Mai erwarten die emsigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heimat- und Kulturkreises einmal mehr das bekannte Oftersheimer Kaiserwetter. „Dieses Jahr dreht sich der Museumstag thematisch rund um die tolle Knolle, um die Kartoffel“, verrät Mischkewitz, weswegen Rolf Weber, Wolfgang Zipf und Joachim Leonhardt am Montag kommender Woche ins deutsche Kartoffelmuseum nach Fußgönheim fahren werden. Gefragt, ob auch er, Mischkewitz, mitkomme, erteilt er seinen Kollegen eine Absage, er habe bereits anderes vor an diesem Tag. Viel vor haben die eifrigen Streiter des Erhalts der Ortsgeschichte aber auch hinsichtlich der Scheune, die endlich, wenn der neue Zwischenboden eingezogen ist, für klar Schiff sorgen soll – „wir wissen nur in etwa, was dort alles gelagert ist, nur in welcher Stückzahl, das können wir lediglich erahnen“, sagt Mischkewitz und räumt einige Latten und Paneele beiseite.
 
Sichten, ordnen, katalogisieren
 
„Unser Lager quillt über, und deshalb wollen wir künftig etwas System in die Sache bringen: Fleischwolf zu Fleischwolf, Waage zu Waage, wir wollen die ganzen Einzelteile katalogisieren“, erzählt Mischkewitz vom ehrgeizigen Vorhaben, während Fritz Kempf und Hermann Munk die Vitrinen auf Hochglanz bringen. Auch Johannes Seidler – „unser Holzwurm“ – und Arthur Pötsch, der, wie es sein herzliches und fröhliches Naturell zulässt, ein fröhliches Lied pfeifend sich den anstehenden Arbeiten widmet – allesamt haben sie Museumsluft eingesogen, viele sind schon unzählige Jahre dabei. „Wir freuen uns auch immer über neue Interessierte, die sich für das Gemeindemuseum einbringen wollen“, so der Museumsleiter, der heute mit Rolf Gutzki einen neuen, wenn man so möchte, „Heinzelmann“ begrüßen durfte. Natürlich sollte man handwerklich etwas versiert sein und nicht über die berüchtigten zwei linken Hände gebieten. „Die Jungs hier sind universell einsetzbar“, freut sich Mischkewitz, und der humorvolle Umgang miteinander zeigt ein Bild einer gewachsenen Gemeinschaft, deren Mitglieder allesamt im Unruhestand befindlich, für „ihr“ Museum Zeit und Muße haben, so auch Adolf Könen, „unser ruhiger Bastler“ und Günther Hartmann – und natürlich Hermann Baust und Helmut Spieß ebenso wie Bruno Nickel, der, wenn er aus den USA zurück ist, auch wieder mit Engagement und viel Geschick anpacken wird.
 
Und Exponate gibt es nicht nur dann in den neuen Lagerraum der Scheune zu transportieren, es gilt auch, die Schränke mit den Messingbeschlägen und die alte Registrierkasse, alle aus der ehemaligen Drogerie Mergenthaler, aufzubereiten. „Wir haben einige Dinge bestimmt doppelt und dreifach, aber an viele Exponate kommen wir gar nicht ran, weil die so zugestellt sind mittlerweile“, weiß Mischkewitz um die Dringlichkeit der Schaffung neuen Lagerraums. Bis zum Museumstag am 1. Mai, wenn auch eine Sonderschau mit alten Rundfunkgeräten die Liebhaber aller schönen und nützlichen Dingen von „anno sellemols“ locken und althergebrachtes Handwerk, erstmals wird auch ein Drechsler zu Gast sein, von Gewesenem erzählen wird, ist es noch eine Zeit lang hin.

Die emsigen Helferlein des Gemeindemuseums jedoch sorgen jetzt schon für klar Schiff. Das Tor fällt ins Schloss. Die Vergangenheit bleibt zurück, wir sind wieder im Jahr 2008
 
Markus Wirth, Schwetzinger Zeitung